Leseprobe aus Fred Müllers Buch:

Erlebnisse eines Hunsrücker Weltenbummlers





Afrika


Afrika


Exkursion zum Kariba-Stausee im Jahre 1969

Mein Freund und Arbeitskollege, unser Planungsmanager Kurt Hellebrand, und ich beschlossen in der Mitte des Jahres 1969, eine dreiwöchige Exkursion in das damals noch fast unbewohnte Gebiet am Kariba-Stausee zu unternehmen. Unsere Planung sah vor, am ersten Tag bis zum Krüger-Nationalpark in der Nähe des Flusses Limpopo zu reisen, uns im Nationalpark ein wenig umzuschauen und dort in einem Camp zu übernachten. Zur Planung gehörten natürlich auch medizinische Vorbereitungen, wie z.B. der Schutz vor Malaria, einer Tropenkrankheit, die von der Tsetsefliege verbreitet wird. Die Malariatabletten mussten mindestens eine Woche vor Beginn der Reise täglich eingenommen werden, nach Möglichkeit immer am Abend zur gleichen Zeit. Außerdem war auch ganz wichtig, ein Serum bzw. Gegengift für den Fall eines Schlangenbisses dabeizuhaben. Uns war klar, dass die Exkursion in dieses Gebiet nicht ungefährlich war, weshalb wir beide vorsichtshalber unsere Pistolen mitnahmen. Dies war legal, unsere Waffenbesitzerlaubnis hatten wir dabei. Die Absprache war, die Waffen nur dann zu benutzen, wenn unser Leib und Leben ernsthaft gefährdet wäre.

Am dritten Tag ging es weiter nach Bulawayo, wo wir uns im Queen-Elizabeth-Hotel für eine Nacht einquartierten. Nach dem Abendessen gingen wir an die Hotelbar, um nach der langen Reise bei einem Drink zu entspannen. Dabei kam uns die Idee, einen Nachtclub zu besuchen und wir orderten ein Taxi.

Die Fahrt verlief quer durch die Stadt und es wurden so lange Fahrgäste aufgenommen, bis das Taxi voll war. Nach ungefähr einer halben Stunde hatten wir unser Ziel erreicht. Wir hatten uns speziell für diesen Anlass standesgemäß in guten Zwirn, sprich dunklen Anzug geworfen, schließlich war der Besuch eines Nightclubs ein besonderes Ereignis.



Mein Begleiter Gibson und junge Xhosa-Frauen



Australien


Australien


Leben im Minencamp des australischen Outback

Die acht Monate, die ich in Tom Price verbrachte, waren für mich von den klimatischen Umständen her betrachtet die härtesten, die ich je erlebte. Afrika war ein Leichtes dagegen. Acht Monate Sonne, Sonne und noch einmal Sonne! Zum Glück konnte ich als Staffmember, d.h. ich befand mich in einem Angestelltenstatus, alle sechs Wochen eine Woche Urlaub in Anspruch nehmen, die ich irgendwo auf dem Kontinent verbrachte. Das Leben hier im Outback war alles andere als ein spannendes Abenteuer, es war hart, manchmal fast unerträglich. Aber ich war relativ jung und entsprechend belastbar.

Tom Price war Anfang der siebziger Jahre ein kleines Dorf, in dem vorwiegend die Familien der Minenangestellten lebten. Ihnen standen ca. 50 Einfamilienhäuser in Leichtbauweise zur Verfügung. Es gab dort ein Drive–In und ein kleines Restaurant, ansonsten spielte sich das Leben mehr oder weniger im privaten Bereich ab. Man kannte sich von der Arbeit in der Mine, folglich waren die meisten Bewohner miteinander befreundet. Etwa 500 Meter von der Minenverwaltung entfernt lag das so genannte Singlecamp, in dem ausschließlich Männer in Wohncontainern lebten. Die meisten von ihnen haben während ihrer Vertragszeit das Camp nie verlassen. Als Staffmembers hatten wir unseren eigenen Wohnbereich, der aus Einzelapartments bestand, etwas abgelegen vom Singlecamp. Auch hier waren weibliche Mitbewohner nicht erlaubt.

Es gab auch Sport- und Fitnessräume, die jedoch nicht sehr oft genutzt wurden, denn bei diesem extremen Klima, das man tagsüber ertragen musste, hatte abends kaum jemand noch Lust auf körperliche Anstrengungen, lieber traf man sich in der Buschkneipe, einer Wellblechhalle, zu einem kühlen Jack.



Fahrbarer Untersatz ohne Klimaanlage



Asien


Asien


Asien – mein dritter Kontinent

Unser Flug mit der Singapur Airline startete spätabends, sodass wir gegen Mitternacht am Singapur-Changi International Airport auf dem Insel-Stadtstaat ankamen. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir unseren Transferbus ausfindig gemacht hatten, denn nicht alle Busse verwendeten lateinische Schriftzeichen, was ein echtes Problem darstellte. Schließlich nahmen wir einen Citybus und fuhren einfach mit bis zur Endstation, eine Strecke von ca. 20 Kilometern, für die wir ungefähr eine halbe Stunde brauchten.

Da es mitten in der Nacht war, hatten wir keine große Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten und nahmen die erstbeste Gelegenheit wahr. Die gehörte einem Chinesen und kostete sechs Singapur-Dollar, umgerechnet damals ca. 2,50 DM. Was bekamen wir dafür? Die Absteige bestand aus einem einzigen großen Raum, schätzungsweise acht auf zehn Meter, der in kleine Boxen, ca. zwei auf drei Meter groß, aufgeteilt war. Jede Box war mit ein oder zwei Liegen und einem riesigen Ventilator bestückt. Der war so laut, dass man kaum schlafen konnte, aber man hat ohnehin alles mitbekommen, was sich so in der Nacht abspielt. Hans erzählte mir am nächsten Morgen von vierbeinigen Mitbewohnern, die über die Wände spazierten.

Mein Freund Hans hatte es gut gemeint und beim Verlassen des Transferbusses meinen Koffer in Empfang genommen. Leider war es der falsche, er gehörte wahrscheinlich einem gestrandeten Engländer, denn außer verschmutzter Unterwäsche, stinkenden Socken und einem Paar abgelaufener Schuhe waren nur unwichtige Unterlagen zu finden, die auf eine englische Herkunft hindeuteten. Was sollten wir damit? Wir ließen ihn am nächsten Morgen kurzerhand in unserer Unterkunft zurück mit der Begründung, es lohne sich nicht, ihn am Airport abzugeben.



Malaysisches Restaurant mit Motel



Europa/Kanada


Russland



Russland

Die finnische Fähre legte morgens gegen zehn Uhr in Helsinki ab und nach einer Fahrzeit von ca. zehn Stunden erreichten wir Leningrad. Die Stadt bot schon an der Pier ein ungewohntes Bild. Rotarmisten standen in kleineren Gruppen am Anlegepier und erwarteten uns schon. Für Reisende von Helsinki nach Leningrad und zurück hatte die russische Behörde ein Büro im Hafen eingerichtet, um Tagesvisa auszustellen, was für mich persönlich jedoch keine Bedeutung hatte. Ich hatte von Finnland aus über das Reisebüro im Hotel Russia im Voraus ein Zimmer für acht Tage gebucht. Dies war schon aus Sicherheitsgründen notwendig, denn mein Auto, ein fast neuwertiger Mercedes 200 Diesel, hätte den Aufenthalt wohl kaum unbeschadet überstanden. Als erstes wären die Radkappen weg gewesen, dann wären wohl alle Sterne gestohlen worden und so wäre es wahrscheinlich weitergegangen. Am Hotel konnte dies nicht passieren, da die Autos unter ständiger Bewachung durch die Polizei standen, was allerdings extra entlohnt werden musste.

Meinen ersten Eindruck von Russland bekam ich durch ein riesiges Schild in der Nähe des Hafens, das mich beeindruckte. Darauf war eine Landkarte zu sehen, die einem die ganze Größe und Ausdehnung der Sowjetunion vor Augen führte. Auffallend war auch die Neugier, die mein Auto auf sich zog. Ein Offizier der Rotarmisten wollte sogar von mir wissen, wie schnell das Auto fährt und schaute sich den Tacho mit der Angabe 200 für die Stundenkilometer an, worüber er sehr erstaunt war.

Meine Abfertigung ging ohne Probleme über die Bühne und ich machte mich auf den Weg zu meinem Hotel, das ich anhand eines Stadtplanes auch auf Anhieb fand und wo ich schon erwartet wurde.



Farmarbeiten 1976 in Ormstown, Quebec, Kanada


Der Reinerlös meines Buches"Erlebnisse eines Hunsrücker Weltenbummlers" geht zu 100% an die Reiner Meutsch Stiftung (FLY & HELP).Die Stiftung finanziert und betreut Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika, baut z.B Pflegeheime für Straßenkinder in Manila und Schulen in Ruanda ect. Die Spendengelder kommen 1:1 den Bildungs und Sozialprojekten zu gute.



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